Beeinflusst die Katarakt Operation die Lebenserwartung? Augenarzt aus Mainz verweist auf Studie
MAINZ. Gibt es einen Zusammenhang zwischen einer Operation am Grauen Star (Katarakt) und einem verminderten Sterberisiko – dieser Frage gingen Forscher in einer großen US-amerikanischen prospektiven Beobachtungsstudie(1) nach, die im Fachmagazin JAMA Ophthalmology erschienen ist. Demnach ergibt sich ein Zusammenhang zwischen einer Katarakt-OP und der Inzidenz von Todesfällen. Diese war in der Gruppe, die sich einer Katarakt Operation unterzogen hatten, signifikant niedriger als in der Gruppe von Frauen, die nicht operiert wurden. Die Autoren der Studie sprechen von einem statistisch hoch signifikanten Zusammenhang zwischen einer Katarakt-OP und der Lebenserwartung, die bei den operierten Patienten mit 1,52 Todesfällen pro 100 Personen-Jahre deutlich unter der Inzidenz von 2,56 Todesfällen pro 100 Personen-Jahre in der Gruppe der nicht-operierten lag. In die Studie wurden Daten von 74.044 Teilnehmerinnen der Women’s Health Initiative einbezogen.
Augenarzt in Mainz: Operation des Grauen Stars kommt große Bedeutung zu
„Viele unserer Patientinnen und Patienten, die mit einem altersbedingten Grauen Star in unsere Praxis kommen, nehmen den schleichenden Visusverlust durch die Eintrübung der natürlichen Augenlinse nicht bewusst war. Doch der Behandlung des Grauen Stars kommt mit Blick auf die Lebensqualität und die Lebenserwartung eine große Bedeutung zu“, bewertet Dr. med. Thomas Kauffmann, der in Mainz gemeinsam mit Dr. med. Jutta Kauffmann und Dr. med. Stefan Breitkopf eine augenärztliche Gemeinschaftspraxis leitet. Die Augenärzte führen dort jährlich zahlreiche refraktive Eingriffe zur Behandlung der Katarakt durch.
Auswirkungen der Katarakt sind nicht zu unterschätzen
Wie erklärt sich der Augenarzt den Zusammenhang zwischen der Operation am Grauen Star und der Lebenserwartung? „Die Studie gibt auf diese Frage keine Antwort. Doch zeigen frühere Untersuchungen, dass die unbehandelte Katarakt das Sturzrisiko erhöht und die dadurch bedingte Einschränkung der Sinnesorgane die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen können, mit Auswirkungen auf einen gesunden Lebensstil. Auch die Entwicklung einer Depression kann damit in Verbindung stehen“, gibt Dr. med. Thomas Kauffmann einen Erklärungsansatz wieder. So zeigte sich in der Women’s Health Studie zur Katarakt-OP auch, dass die operierten Frauen seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Unfällen und neurologischen Erkrankungen, Lungenerkrankungen und Infektionen gestorben waren.
(1) Tseng, VL.;Chlebowski, RT.; Yu, F. et al.: Association of Cataract Surgery With Mortality in Older Women: Findings from the Women’s Health Initiative. JAMA Ophthalmol. 2018;136(1):3–10.